Rund 16 Interessierte waren am 19. Februar 2019 zu unserem Kiezgespräch gekommen, um mit uns über den Verkehr in Alt-Treptow zu diskutieren. Harald Moritz führte zunächst ins Thema ein – von der A100 über den Neubau der Elsenbrücke, den Radverkehr und schließlich auch den ÖPNV. Was läuft und was nicht? Wie ist der jetzige Zustand, wohin geht die Entwicklung und wie können wir diese beeinflussen? Das waren einige der Fragen, die er in seiner Präsentation aufgriff und die wir in der anschließenden Diskussion ausführlich erörterten.
Den meisten Raum nahm dabei die Debatte über den Weiterbau der Stadtautobahn A100 ein. Nach aktueller Planung soll die Strecke vom Dreieck Neukölln bis zur Anschlussstelle Treptower Park 2023 eröffnet werden. Doch bislang gibt es noch kein Verkehrskonzept, wie der Kiez und seine Straßen die zu erwartende Blechlawine verkraften sollen. Vor allem auf der Elsenstraße, der Puschkinallee und der Straße am Treptower Park würde der Verkehr stark zunehmen. Die Straße am Treptower Park müsste für den Zweirichtungs-Verkehr umgebaut werden. Und die baufällige Elsenbrücke würde nach aktueller Planung erst 2028 wieder im vollen Umfang zur Verfügung stehen. Ein Weiterbau der Stadtautobahn (17. Bauabschnitt bis Frankfurter Allee/ Storkower Straße) sei keine Lösung, sondern vielmehr eine Verlagerung des Problems, fanden die meisten Teilnehmer*innen. Zwar geht ab 2021 die Planung für Autobahnen an die Bundesebene über, aber das Land Berlin hätte dann zumindest Klagemöglichkeiten, sollte die Bundesregierung einen Weiterbau forcieren. Die Realisierung des 17. Bauabschnittes ist also im nächsten Jahrzehnt nicht zu erwarten, und ob wir danach überhaupt noch Autobahnen in der Stadt bräuchten sei eine andere Frage. Effektiver wäre es, den Verkehr auf dem Teilstück zum Treptower Park zumindest in dem Maße zu begrenzen, dass die Straßen im Kiez und vor allem die Elsenbrücke ihn bewältigen könnten, waren die meisten sich einig. Außerdem müsste für ausreichenden Lärmschutz gesorgt werden, wandten einige Teilnehmer*innen ein, zum Beispiel mit einer Lärmschutzwand in Höhe Beermannstraße oder mit einer Überdeckelung des gesamten Autobahn-Abschnittes.
Positiver Nebeneffekt des Autobahnabschnittes zwischen Dreieck Neukölln und Treptow ist, dass auf dem dort entstehenden Betriebsweg eine der neuen Radschnellverbindungen entstehen soll – die so genannte Y-Trasse. Sie soll einmal auf direktem Wege und getrennt vom restlichen Verkehr Schönefeld über Neukölln und Treptow mit Kreuzberg verbinden. In Alt-Treptow wird sie wahrscheinlich, von der Autobahn abzweigend, über den ehemaligen Görlitzer Bahndamm bis in den Treptower Park führen. Doch gibt es auch hier Knackpunkte: am Britzer Zweigkanal müsste eine Brücke neu gebaut werden, auf dem Görlitzer Bahndamm müssten die alten denkmalgeschützten Brücken saniert werden und im Görlitzer Park müsste der Rad- vom Fußverkehr getrennt werden. Zur Zeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, um die endgültige Trasse zu bestimmen. Mit einer Fertigstellung ist nicht vor 2021 zu rechnen.
Das ÖPNV-Angebot ist im Kiez momentan mit mehreren Buslinien und der S-Bahn-Anbindung am Treptower Park eigentlich zufriedenstellend, fanden die meisten, auch wenn viele Busse und Bahnen unpünktlich sind – vor allem der 194er, der auch die Elsenbrücke passieren muss. Langfristige Abhilfe kann hier die vom Senat beschlossene Fahrzeug-Neubeschaffung leisten. Der 194er Bus soll zudem eine der ersten Linien werden, die mit Elektro-Bussen bedient werden. Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Verlängerung der Straßenbahn M10 von der Warschauer Straße zum Hermannplatz über Alt-Treptow führen könnte. Sollte diese allerdings über die Schlesische Straße/ Puschkinallee oder über die Elsenbrücke führen, bestünde die Gefahr, dass nach Eröffnung der Autobahn die Bahnen im Stau stehen. Doch dieses Thema mit all seinen Varianten und Konsequenzen wollen wir am 19.03.19 bei unserem nächsten Kiezgespräch vertiefen.