Unser “Kiezgespräch”, bei dem wir uns früher einmal im Monat in unserem Bürger*innenbüro in Alt-Treptow trafen, um Themen aus dem Kiez und dem Bezirk in lockerer Runde miteinander zu diskutieren, hat sich inzwischen ganz schön gemausert. Coronabedingt haben wir im letzten Herbst angefangen, aus der Präsenzrunde ein Onlineformat zu machen. Und so ist es uns inzwischen einerseits möglich, einen viel weiteren Kreis von Interessierten zu erreichen, aber auch andererseits mit unseren Themen nicht nur über die Bezirks-, sondern auch mal über die Stadtgrenzen hinauszugehen.
So kam es, dass unser Thema am Dienstag, den 16. März 2021 auch unsere brandenburgischen Nachbar*innen betraf – nämlich wie der Verkehr im Südosten Berlins mit dem Umland verknüpft und geplant werden kann. Denn zahlreiche “neue” Ansiedlungen wie Tesla, der BER und andere Wohn- und Gewerbegebiete jenseits der Stadtgrenze lassen hier große Herausforderungen auf uns und das Umland zukommen, die bestenfalls nur gemeinsam gelöst werden können. Mehr als 30 Teilnehmer*innen aus Treptow-Köpenick, Neukölln, Schönefeld, Erkner, Grünheide, Königs Wusterhausen und anderen Gemeinden klinkten sich dieses mal ein, um mit Harald Moritz (MdA), Clemens Rostock (MdL), Jacob Zellmer (BVV) und Reinhard Kähler (ADFC) über Pläne, Probleme und Perspektiven zu diskutieren.
Und davon gibt es einige. So zum Beispiel in Erkner, wo es bereits heute eine starke Verkehrsbelastung und zahlreiche Nadelöhre entlang der zentralen Friedrichstraße gibt. Hier und an anderen Stellen Richtung Grünheide fehlt bislang auch ein Radweg, der es ermöglichen würde, klimaneutral auf zwei Rädern das Tesla-Gelände zu erreichen. Eine Umgehungsstraße wäre nur eine Verlagerung des Problems, weshalb verschiedene Alternativen im Raum stehen, den künftigen Produktionsstandort für mehrere Tausend Arbeitnehmer*innen mit dem ÖPNV zu erschließen – zum Beispiel mit Busverbindung zu den Bahnhöfen Erkner oder Fangschleuse, einer Verlängerung der S-Bahn, einer “Werksbahn” oder anderen Lösungen. Immerhin konnten wir erfahren, dass es am Standort einen gleitenden Schichtwechsel geben soll, ohne extreme Vekehrsspitzen.
Ringsum den BER ist es momentan nur aufgrund des coronabedingt stark verminderten Flugaufkommens ruhig. Noch, denn sobald der Luftverkehr wieder auf sein bisheriges Pensum anwächst, wird sich dies auch auf den Straßen Neuköllns, Treptow-Köpenicks und des Landkreises Dahme-Spreewald bemerkbar machen. So zum Beispiel auf dem Adlergestell in Treptow oder der Waltersdorfer Chaussee südlich von Rudow. Eine Alternative könnte hier die durch den Senat angedachte und zu prüfende U7-Verlängerung sein. Diese Option wird quer durch die Bank von allen Beteiligten sehr kontrovers beurteilt und leidenschaftlich debattiert. Zwar wäre die U-Bahn ein leistungsfähiges Verkehrsmittel, doch scheint zumindest der Nutzen fürs Klima durch den erheblichen Aufwand an Ressourcen wie Beton, Stahl aber auch Zeit und Geld fraglich. Die Finanzierung auf Bradenburger Seite müsste nämlich die Gemeinde Schönefeld übernehmen. Sobald sich auch die Gewerbegebiete ringsum den “neuen” Flughafen tatsächlich entwickeln, braucht es aber womöglich noch andere Ergänzungen wie zum Beispiel eine Straßenbahn, vor allem aber auch Radwege. Denn die sind, wie uns Reinhard Kähler veranschaulichte, auch hier bislang nicht vorhanden oder in keinem brauchbaren Zustand.
Hauptsächliches Manko der Planung über Landes-, Kreis- und Bezirksgrenzen hinweg scheint allerdings die fehlende oder unzureichende Zusammenarbeit zu sein, wie uns Clemens Rostock, aber auch die Vertreter*innen der Kreistage und Gemeinde- bzw. Stadtvertretungen bestätigten. Hier ist ein viel breiterer Austausch untereinander notwendig, zwischen Gremien, Verwaltung, den Mandatsträger*innen aber auch den Verbänden und Anwohner*innen. Dieses altbekannte Problem besteht zudem auch mehr oder weniger grün-intern, weshalb Harald Moritz kurzerhand anbot, bei der Vernetzung unterstützend tätig zu werden. Denn unser gemeinsames Ziel, den Verkehr in Zukunft nicht nur besser, sondern auch klima- und menschenfreundlicher zu organisieren, ist ein übergreifender Konsens.