Verbrennermotoren sind und bleiben umwelt- und gesundheitsschädlich

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie führten zu einem massiven Rückgang des Mobilitätsverhaltens der Berlinerinnen und Berliner. Dies betrifft alle Verkehrsarten, manche mehr, manche weniger. Während der öffentliche Nahverkehr aufgrund des Abstandgebotes weiterhin mit kaum verminderter Taktung fährt freuen wir uns über immer mehr Pop-Up Radwege. Viele von ihnen werden uns dauerhaft erhalten bleiben. Der motorisierte Verkehr ging im Zuge der Corona-Maßnahmen um bis zu 30% zurück. Dies warf zu Recht Fragen nach der Luftqualität auf. Wurde diese unmittelbar besser?

Mittelwerte an Verkehrsadern, an Wohngebietsmessstellen und am Stadtrand.
Quelle: SenUVK

Stickoxide entstehen in allererster Linie bei der Verbrennung von Diesel. Dieselfahrzeuge sind die Hauptquelle für NOx. Große Lkw produzieren dabei im Mittel zehn Mal so viel Stickoxid wie dieselbetriebene Pkw. Anders ist es bei Feinstaub. In Ballungsräumen wie Berlin ist auch für Feinstaub der Straßenverkehr die Hauptquelle. Er gelangt aus den Motoren (vorrangig aus Dieselmotoren) in die Luft, aber auch durch Bremsen- und Reifenabrieb. Feinstaub entsteht auch in Kraft- und Fernheizwerken, Abfallverbrennungsanlagen, Öfen und Heizungen. Hier ist die Gemengelage also komplizierter.

Stickoxide sind äußerst schädlich für Mensch und Umwelt. Beim Menschen kann NOx Herzkreislaufkrankheiten hervorrufen. Es begünstigt außerdem das Auftreten von Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Schlaganfällen, Asthma und weiteren potenziell tödlichen Lungenerkrankungen.

Stickoxide wirken auch in der Luft. Sie tragen zum Abbau von Ozon bei, verursachen sauren Regen und spielen eine Rolle bei der Entstehung von Smog. Als sogenanntes „Lachgas“ ist die Treibhauswirksamkeit von Stickoxid fast 300-mal so groß wie die von CO2.

All dem zum Trotz meldeten sich in den vergangenen Wochen einige teils hochrangige Vertreter*innen der deutschen Bundespolitik und relativierten die Notwendigkeit des Gesundheitsschutzes der Bürgerinnen und Bürger. Es sei kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Rückgang des Individualverkehrs und der Luftgütedaten zu sehen. Also könne man auch wieder überall Dieselfahrzeuge aller Schadstoffklassen fahren lassen, so die Botschaft.

Das ist gefährlich und falsch. Wenn in einem Vergleichszeitraum mit niedrigerem Verkehrsaufkommen eine schlechtere Luftqualität gemessen wurde als in einem Zeitraum mit höherem Verkehr liegt das vor allem am Wetter. Dieser Faktor wurde bislang gerne ausgeklammert, obwohl die Wissenschaft sich des Zusammenhangs seit Jahrzehnten bewusst ist. Regen und Wind führen zu geringerer Schadstoffkonzentration. Hochdruckgebiete hingegen erschweren die Luftvermischung und können so, auch bei wenig Verkehr, schlechtere Luftgütedaten nach sich ziehen. An manchen Berliner Messstellen wurde im April 2020 eine höhere NOx-Konzentration als im April 2019 festgestellt. Nichts desto trotz sank der Stickoxidausstoß während der Corona-bedingten Einschränkungen in Berlin um 15-20%, so die Senatsverkehrsverwaltung.

Auch die Berliner AfD ist auf den Zug einiger Mitglieder des Bundesverkehrsministeriums aufgesprungen und fordert von uns alle Dieselfahrverbote, sowie Tempo 30 aufgrund von Emissionsschutz aufzuheben. Ich werde im Plenum morgen dazu reden.

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat hier Informationen zur Luftgüte während der Corona-Maßnahmen veröffentlicht.

Und auch die Sendung Kontraste berichtete vergangene Woche zu dem Thema.

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