Grün vor Ort: Landwirtschaft und Kaffee im Kunger-Kiez

Am Mittwoch Vormittag besuchten wir im Rahmen meines Formates „Grün vor Ort“ zwei Initiativen im Kunger-Kiez. Es freut uns immer wieder zu sehen, welche unterschiedliche Firmen und Vereine sich hier finden lassen. Unser Kiez ist bunt und vielfältig – in der direkten Nachbarschaft meines Bürgerinnenbüro gibt es spannende Dinge zu sehen.

Am Morgen besuchten wir die Kaffee-Rösterei Passenger Coffee. Angefangen mit einer Kaffeemaschine in einem alten Bulli, betreibt die Firma nun eine eigene Rösterei und zwei Cafés in Kreuzberg und Alt-Treptow. Die Betreiberinnen beziehen ihre Kaffeebohnen von kleinen Händlerinnen, die den vorwiegend kleinen Bauern in verschiedenen Erdteilen durch konstante Abnahme Planungssicherheit geben wollen. Geröstet wird in Alt-Treptow mit einer ganz besonderen Röstmaschine, die zum Rösten keinen Rauch braucht und sehr energieeffizient arbeitet. Es entsteht ein besonderer Kaffee, der vor Ort verpackt und dann an die Abnehmerinnen in Berlin ausgefahren wird. Wir haben viel gelernt und danken euch für den Einblick in eure Arbeit. Besonders freut uns auch, dass ihr die ehemalige Bäckerei so mit Leben füllt. Dass euer größtes Problem vor Ort der teils sehr aggressive Autoverkehr in der Elsenstraße ist nehmen wir mit – vielleicht lässt sich da ja im Zuge des Weiterbaus der A 100, welche den Verkehr im Kiez grundsätzlich stark beeinflussen wird, etwas machen.

Apollo e.V. ist eine Arbeitsgemeinschaft für Projekte in Ökologie, Landwirtschaft und Landesentwicklung in Osteuropa. Ihr Hauptgeschäft ist es, Praktika für Studierende aus Russland, Belarus und der Ukraine bei deutschen Landwirtinnen zu vermitteln. Diese sind stets auf biologische Landwirtschaft ausgerichtet, mache mit und mache ohne Zertifikat. Um den gegenseitigen Austausch noch mehr zu unterstreichen baut Apollo im Moment auch ein Praktikumsprogramm für deutsche Auszubildende in Osteuropa auf. So kann dann in beide Richtungen vermittelt werden. Besonders in der Ukraine nehme die ökologische Landwirtschaft zu, so die Mitarbeiterinnen. Gefördert wird der Verein aus Geldern des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, vom Land Brandenburg und der Rentenbank. Ehrenamtliche Mitglieder unterstützen zudem die Praktikantinnen und Landwirtinnen vor Ort. Für viele der Praktikantinnen ist es das erste Mal, dass sie ihr Heimatland verlassen. Und so geht es neben fachlichen Einblicken auch darum, ein anderes Land mit einer zunächst fremden Sprache und Kultur kennen zu lernen.

Von beiden Terminen konnten wir mitnehmen, dass Bio und Fairtrade nicht immer nur als einziges Qualitätssiegel genommen werden muss. Es gibt wohl auf der ganzen Welt Bauern und Bäuerinnen, die sehr nachhaltig und ökologisch produzieren, sich das aber aus verschiedensten Gründen nicht zertifizieren lassen (können). Hier ist der Einzelfall zu betrachten.
Wir bedanken uns für diese lehrreichen Einsichten, eure Offenheit und die schönen Gespräche!
Euer Harald Moritz und Sophia van Vügt

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